Besuch der Milchstraße

Garmisch-Partenkirchen vom 19. – 22. April 2018
(von Christa)

Der Winter war lang und der Februar besonders kalt gewesen. Nach dem eisigkalten Aufenthalt auf Sylt zog es uns in den Süden nach Garmisch-Partenkirchen, um Michaels Tante zu besuchen. Der wahre Grund war noch ein anderer: Michael wollte von einem der Berge Nachtaufnahmen vom Sternenhimmel machen.

Zuhause hatte er schon im Internet die Herzogstandhütte über dem Walchensee 1700 m hoch ausgeguckt. Wie sieht es wohl wirklich dort aus? Wir waren 7 Stunden mit dem Auto unterwegs gewesen. Nach einem kurzen Besuch bei der Tante sind wir am Abend nochmals los, um die Talstation der Herzogstandbahn zu begutachten und zu schauen, wie wir denn zu Fuß hinauf kommen können. Wir fanden einen guten Weg, und nach einer Stunde aufwärts sogar einen Aussichtsplatz. „Das könnte ein Platz für eine Photonacht sein,“ sagte Michael. „Morgen schauen wir weiter.“

 

Also sind wir am nächsten Morgen mit der Herzogstandbahn auf den Berg hinaufgefahren. Es war ein wunderschöner klarer, sonniger Tag und am frühen Morgen noch ganz einsam und still. Unsere erste Erkundung galt der kleinen Fahrenbergkapelle. Sie lag noch im Schnee. So gingen wir weiter zum Berggasthof. Die Herzogstandhütte lag noch mal 200 m höher auf dem Gipfel. Ein schmaler Serpentinenweg führt dort hoch, und auch hier lag noch Schnee, so daß wir nach einigen Metern wieder umkehren mußten.

 

Nach und nach trudelten mit den nächsten Bahnen immer mehr Menschen ein, die nicht alle nach Wanderern aussahen, sondern dort oben feiern wollten. Wir aber suchten die Einsamkeit und entschieden, am Abend zu dem Vortags entdeckten Platz mit der wunderbaren Aussicht auf den Walchensee und die Berge dahinter zu gehen und dort die Nacht zu verbringen.

Um 18 Uhr war der Parkplatz schon ziemlich voll, wir waren offensichtlich nicht die einzigen, die die Nacht auf dem Berg verbringen wollten. Mit viel Gepäck auf dem Rücken stiegen wir hinauf – unser Platz war noch frei. Michael baute die Stative mit den Kameras auf, während ich zwischen Steinen und Baumwurzeln nach einem einigermaßen bequemen Schlafplatz suchte. Während des Sonnenuntergangs – die Intervallaufnahmen für die Zeitraffervideos liefen bereits – haben wir unser Picknick eingenommen. Sonnenuntergänge in den Bergen sind ganz anders als am Meer. Dort sieht man die Sonne wirklich ins Meer abtauchen. In den Bergen verschwindet sie einfach, beleuchtet dann aber die Bergspitzen in wunderbarem Rosa.

Nun wurde es schnell dunkel, und dafür war der Schlafplatz vorgesehen. Die Kameras liefen selbständig weiter, alle 35 Sekunden eine Aufnahme. Warm war´s im Schlafsack, aber statt zu schlafen hab ich fasziniert in die Sterne geguckt und ihren Spaziergang am Himmel verfolgt. Auch waren die Geräusche fremd, das Rascheln im Laub, die Rufe der Uhus, der Wind in den Baumwipfeln. Allein hier oben hätte ich mich gefürchtet!

Um 3 Uhr klingelte der Wecker, um die Milchstraße zu gucken, die jetzt voll am Horizont zu sehen war, was auf den Videos so wunderschön herauskommt. Es war kalt geworden und der Wind hatte zugenommen. Frierend saßen wir auf der Bank, leider haben uns die Sterne nicht gewärmt. Gegen 5 Uhr kündigte sich die Sonne mit einem roten Himmel hinter den Bergen an. Das Frühstück war mager, ich fror weiter, während Michael die Kameras bediente und sich dabei warm lief. Um 7 Uhr haben wir aufgeräumt, gepackt und alles wieder geschultert für den Abstieg. In der Herberge frühstücken, schlafen und träumen von einem Spaziergang auf der Milchstraße, wo Milch und Honig fließt.

Am nächsten Tag sind wir noch zum Eibsee unterhalb der Zugspitze gefahren und haben ihn mit vielen Menschen zusammen umrundet. Es war ein warmer Sonntag!

 

Der Mittelpunkt unserer Reise war die Sternennacht unter freiem Himmel, die mir – zuhause – Sorgen bereitet hatte und die dann so still, so schön und inspirierend war.

Danke für diese Erfahrung!!